Investor Harald Huth kauft Mendelssohn-Palais
Er hat die Einkaufszentren "Das Schloss" in Steglitz und die "Mall of Berlin" am Leipziger Platz gebaut: Jetzt leistet sich Harald Huth das Mendelssohn-Palais in der Jägerstraße Mitte als Firmensitz.
VON REINHART BÜNGER
Harald Huth, „der König der Berliner Shoppingmalls“ („Berliner Morgenpost“), ist um ein Prunkstück reicher. Sein Unternehmen, die HGHI Holding GmbH, erhielt nach Informationen dieser Zeitung im Bieterverfahren den Zuschlag für das Mendelssohn-Palais in der Jägerstraße (Mitte). Das historische Haus in direkter Nähe des Gendarmenmarktes ist ein Kleinod: „Ein Gebäude wie aus Tausendundeiner Nacht“, wie Markus Vogel schwärmt. Dessen Unternehmen zeichnete für das Bieterverfahren im Auftrag der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände verantwortlich, die hier 13 Jahre lang residierte. Über den Kaufpreis vereinbarten die beteiligten Häuser Stillschweigen.
Außer Frage steht, dass es sich um eine besonders wertvolle Immobilie handelt. „Objekte mit Geschichte, Originalität, einzigartigen Baudetails und wertvoller Substanz bieten sich dem privaten Immobilienmarkt nur alle paar Jahrzehnte“, sagt Vogel. Erbaut wurde das Mendelssohn-Palais für das Bankhaus Mendelssohn & Co. nach einem Entwurf des Architektenbüros Schmieden & Speer in den Jahren 1891 bis 1893. Es diente bis 1938 als Sitz der Privatbank. Anfang der 1990er Jahre hatte die Deutsche Handelsbank keine Kosten und Mühen gescheut, um das Palais in seinen ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen. Daher sind noch heute historische Räumlichkeiten wie die prachtvolle Schalterhalle und die repräsentativen Aufgangsbereiche originalgetreu erhalten.
Früher befand sich das Gebäude mitten im Berliner Bankenviertel
Huth möchte die Immobilie als neuen Firmensitz nutzen. „Das Schloss“ in Steglitz hat er bereits, möglicherweise fehlte noch ein angemessen repräsentativer Ort für die eigene Zentrale. Noch residiert Huth am keineswegs unakzeptablen Leipziger Platz („Mall of Berlin“). Aber das Mendelssohn-Palais punktet mit Details, die Unternehmer zu schätzen wissen, wenn sie gerne in Geld baden: Tresorräume gibt es wahlweise im Erd- und im Kellergeschoss.
Früher befand sich das Gebäude mitten im Berliner Bankenviertel, einer der Finanzmetropolen des 19. Jahrhunderts. Das Goldzimmer ist wie die holzvertäfelten Direktionsräume im ersten Geschoss bestens geeignet für Networking-Veranstaltungen – damals wie heute. Wen es als Einzelhändler in ein Berliner Shoppingcenter zieht, der kommt an Huth ohnehin nicht vorbei.
Mit einer Grundfläche von 1408 Quadratmetern und einer Nettonutzfläche von rund 3800 Quadratmetern, die sich über drei Vollgeschosse erstrecken, ist das Mendelssohn-Palais als Edelkaufhaus im Kleinformat indes ungeeignet.
Künftig könnten hier Großraumbüros entstehen
Zunächst steht „eine kleine Sanierung“ an, heißt es aus der HGHI-Marketing-Abteilung. Dabei dürfte es weniger um die Bausubstanz als um die Raumaufteilung gehen. Die Apotheker mischten sich in ihrem Verbandssitz offenbar nicht gerne: Es gibt viele Einzelbüros, die in der heutigen Arbeitswelt eher zugunsten von Großraumbüros eliminiert werden. Man sitzt locker zusammen, so hält es auch Huth in seiner Holding, der auf einen großzügigeren Zuschnitt der Räume am Standort Jägerstraße Wert legen dürfte. „Es ist alles noch in der Schwebe, wir wissen selbst noch nicht so genau, es muss noch was gemacht werden“, sagt das Marketing. So oder so sei dies aber die perfekte Räumlichkeit für eine inspirierende Arbeitsumgebung.
Derzeit sei noch geplant, dass HGHI hier einziehe. „Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass uns während der Planung noch eine bessere Idee einfällt, besonders in Hinblick auf die sehr hohe Büronachfrage in Berlin“, heißt es auf Anfrage in einer schriftlichen Stellungnahme des Unternehmens.
Weil das Kürzel HGHI für High Gain House Investment steht, könnte auch ein erneuter Verkauf infrage kommen. Doch nicht hier: „Einen Wiederverkauf, kurz- oder mittelfristig, schließen wir aus.“
Quelle: Der Tagesspiegel