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Berliner Morgenpost

Französischer Dom: Neue Technik und noch mehr Sicherheit


Die Gebäudetechnik ist völlig veraltet, insbesondere die Elektroanlage. Nun hat die Sanierung des Gebäudes begonnen. (von Leonie Schlick)

Die schwarze Rauchsäule muss schon von Weitem zu sehen gewesen sein, als der Französische Dom am Gendarmenmarkt im Mai 1944 von Brandbomben getroffen wurde. Flammen schlugen in den Himmel, die zwei Seitentürme brachen zusammen. Wenig später stürzte auch die goldene Figur, das Sinnbild der Religion, von der Kuppel – der Dom war bis auf das Grundgerüst heruntergebrannt.

Davon ist heute nichts mehr zu sehen, anmutig ragt der Kuppelturm in den Berliner Himmel. 1987 ließ die Stadt das Gebäude zur 750. Jubiläumsfeier Berlins wieder aufbauen. Mit neu angebrachter Besucherbalustrade, Restaurant, Glockenspiel und dem Hugenottenmuseum ist der Dom heute eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten in der historischen Mitte. In den Jahren 2004 bis 2006 wurde die Fassade instand gesetzt, nun wird auch das Innere des Gebäudes generalüberholt.

Der Bezirk Mitte zahlt 4,9 Millionen Euro

Am Montag haben die Bauarbeiten begonnen. Sie sind dringend notwendig: Die Gebäudetechnik ist völlig veraltet, insbesondere die Elektroanlage. "Die Kabel und Leitungen der Starkstromanlagen bestehen größtenteils noch aus Aluminium. Sie werden vollständig zurückgebaut und durch ein neues Kabelnetz ersetzt. Die Sicherheitsbeleuchtung wird modernisiert", sagt Angelika Ende vom Bezirksamt Mitte. Auch das Rohrleitungsnetz der Wasser- und Abwasseranlage werde vollständig erneuert. "Das wichtigste und maßgebliche Ziel der Innensanierung ist und bleibt jedoch die Schaffung eines zweiten Rettungsweges", so Ende. Damit werde eine öffentliche Nutzung der Räume in den oberen Ebenen des Doms möglich.

Einen genauen Termin für die Fertigstellung gebe es noch nicht, sagt Ende. Der Bezirk rechne mit Anfang 2019. Nachdem die Renovierung der Fassade rund sechs Millionen Euro gekostet hat, erwartet der Bezirk dieses Mal Baukosten von rund 4,9 Millionen Euro. Finanziert werde dies aus Investitionsmitteln des Bezirkes. Mit der Sanierung hat der Bezirk das Büro "adb ewerien und obermann" beauftragt. Als Generalplaner waren die Architekten auch schon für die Instandsetzung der Außenfassade zuständig. Ihr neues Konzept sieht neben dem zweiten Rettungsweg auch eine verbesserte Raumaufteilung und einen neuen Aufzug vor.

"Die Gesamtausstellungsfläche wird auf 400 Qua­dratmeter vergrößert"

Das Hugenottenmuseum im Hauptgeschoss erhält einen barrierefreien Zugang und durch eine zusätzliche Zwischenebene eine größere Ausstellungsfläche. Zudem erklärt Ende: "Mit dem neuen Aufzug werden das Museum und die Besucherbalustrade zukünftig ebenerdig vom Gendarmenmarkt aus zu erreichen sein." In den oberen Etagen entstehen rund 220 Quadratmeter vermietbare Büroeinheiten, ein Veranstaltungsraum und Platz für die Räume der Französischen Kirche. Während der Bauzeit von rund eineinhalb Jahren werden das Museum und die Besucherbalustrade geschlossen bleiben. "Das Glockenspiel bleibt aber während der Baumaßnahmen in Betrieb", so Ende.

Das Hugenottenmuseum wird auch nach der Sanierung weiterhin von der Französischen Gemeinde betrieben werden. Gleichzeitig stehe eine Neugestaltung der Dauerausstellung über das Leben der Hugenotten in Berlin und Brandenburg an, sagt Julia Ewald, Projektleiterin für die Neukonzeption des Museums. Sie ergänzt: "Die Gesamtausstellungsfläche wird auf 400 Qua­dratmeter vergrößert. So wird es Platz für Sonderausstellungen geben."

Repräsentatives Herzstück der historischen Friedrichstadt

Anders als Museum und Besucherbalus­trade bleibt die Französische Friedrichstadtkirche auch während der Bauzeit geöffnet. Sie ist das eigentliche Gotteshaus, wurde Anfang des 18. Jahrhunderts für die französischen Hugenotten errichtet. Zeitgleich wurde auch die Deutsche Kirche (der heutige Deutsche Dom) gebaut.

Der Gendarmenmarkt war damals noch ein Marktplatz, um die Kirchen herum gab es einen deutschen und einen französischen Friedhof. Erst später, in den Jahren 1780 bis 1785, wurde auf Veranlassung Friedrichs II. an jede Kirche ein Kuppelturm angebaut. Das Wort "Dom" steht bei beiden Gebäuden also nicht für eine religiöse Funktion, sondern ist lediglich das französische Wort für "Kuppel". Im Jahr 1821 ließ Friedrich Wilhelm III. das Architekturensemble am Gendarmenmarkt mit dem Bau des Konzerthauses abrunden. So wurde der Platz zum repräsentativen Herzstück der historischen Friedrichstadt – und ist es bis heute.

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