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Berliner Zeitung

Grüner Bezirksbürgermeister will aggressive Obdachlose abschieben


Der Tiergarten ist nicht nur eine friedliche Gegend für Sport und Erholung, sondern auch ein Ort für Prostitution, Gewalt und Armut. Obdachlose campieren dort. Jetzt fordert Mittes Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel (Grüne) ein härteres Vorgehen gegen aggressive Wohnungslose. Am liebsten würde er sie abschieben.

Unter Bäumen und in Büschen bieten minderjährige Flüchtlinge sexuelle Dienste an. Und aggressive Obdachlose, die im Tiergarten leben, beschimpfen Mitarbeiter des Ordnungsamtes. Machtlos müssen sie sich das Treiben im Tiergarten anschauen und sich beleidigen lassen. Sie drohen jetzt mit Streik. So schildert Mittes Bürgermeister Stephan von Dassel (Grüne) die aktuelle Situation. Der Tiergarten sei längst eine rechtsfreie Zone. Das will von Dassel nicht hinnehmen. Vom Senat fordert er mehr Personal, statt derzeit 30 brauche er doppelt so viele Mitarbeiter im Ordnungsamt.

Weil ein Großteil der aggressiven Obdachlosen aus Osteuropa stamme, will der Grünen-Politiker sie dorthin abschieben. Das dürfe kein Tabuthema sein, sagt er. Seit langem geht der Bezirk gegen illegale Zeltlager von Obdachlosen vor. Der Mord an der Kunsthistorikerin Susanne F. vor einem Monat im Tiergarten hatte den Focus erneut auf die angespannte Situation dort gelenkt. Ein 18-jähriger Russe steht unter Mordverdacht.

Der Chef der Bahnhofsmission, Dieter Puhl, kennt die Situation der Obdachlosen dort gut. Puhl widerspricht dem Bezirke-Chef. „Campen im Tiergarten ist ja nicht Ausdruck von Freiheit, sondern Synonym von persönlichen Überforderungen und Hilflosigkeit“, sagt Puhl. „Wir fordern keine drastischen Maßnahmen gegen obdachlose Menschen, sondern wünschen drastische Hilfen für sie.“ Statt der etwa 1000 Plätze in Notübernachtungen würden derzeit 2000 gebraucht, es fehlen zudem Ärzte und 25 Millionen Euro für praktische Hilfen. Viele Obdachlose im Tiergarten seien einfach krank, sagt Puhl. „Ihre Seelen klappern laut.“

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