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Berliner Zeitung

Bauarbeiten an der U5 geraten ins Stocken


Von Peter Neumann:

Es ist eines der größten Verkehrsprojekte in dieser Stadt. Gemessen an seinem Volumen verlief es trotz einiger Rückschläge für Berliner Verhältnisse bislang ziemlich gut – kein Vergleich zum Bau des BER. Dennoch gibt es bei der Verlängerung der U-Bahn-Linie 5 in Mitte immer wieder nervenaufreibende Phasen. Eine von ihnen dauert immer noch an. Darum denken Projektbeteiligte darüber nach, den Zeitplan anzupassen und die U-Bahn-Eröffnung um einige Monate zu verschieben – in das Jahr 2021.

„Vor der Hacke ist es duster“ – das ist ein alter Bergmannsspruch, den Jörg Seegers von der Projektrealisierungs GmbH U 5 bei jeder Gelegenheit zum Besten gibt. Auf den ersten Blick wirkt das Bauvorhaben, das er als Technik-Geschäftsführer betreut, nicht sehr voluminös. Bei dem Lückenschluss zwischen den Stationen Alexanderplatz und Brandenburger Tor geht es um 2,2 Kilometer Tunnel und drei U-Bahnhöfe. Aber das Projekt hat es in sich.

Mal lag ein riesiger Findling im Weg, dann drang am künftigen U-Bahnhof Museumsinsel zu viel Wasser in die Baustelle ein. Die kniffligen Bodenverhältnisse im Urstromtal bescherten den Bauleuten Risiken, die das Bauprojekt um ein Jahr verzögerten. Die Kosten stiegen von 433 Millionen auf 525 Millionen Euro.

Seit anderthalb Jahren müssen die Bauleute nun ein weiteres kompliziertes Teilprojekt schultern. Schauplatz ist der Untergrund zwischen dem Kronprinzenpalais Unter den Linden und dem Ostufer des Spreekanals. Dort wurde im Mai 2016 von der Schlossseite aus mit Bohrungen begonnen. 105 waagrechte Bohrlöcher sind geplant, 95 Meter lang und 18 Zentimeter breit. Sie werden bei dem, was dort als Nächstes geplant ist, eine entscheidende Rolle spielen.

Vereisung soll Grundwasser abhalten

Die Bohrlöcher sollen Rohre aufnehmen, durch die eine minus 37 Grad Celsius kalte Salzlösung geleitet wird. Mit ihrer Hilfe wird im Boden ein voluminöser Eisblock entstehen, in dessen Schutz der U-Bahnhof Museumsinsel für die U 5 entsteht. Die Vereisung soll das Grundwasser abhalten – und Baurisiken minimieren.

Doch so weit sind die Bauleute noch nicht, denn die 105 Bohrlöcher sind immer noch nicht komplett. 10 Bohrungen fehlen noch, sagt Stephanie Niehoff, Sprecherin der Projektrealisierungsgesellschaft. „Wir gehen davon aus, dass wir Ende November fertig werden.“

Die Bohrarbeiten wurden in drei Abschnitte geteilt, „derzeit sind wir im letzten Drittel der letzten Kampagne“, so Niehoff. Vor allem der zweite Abschnitt habe sich als „geologisch anspruchsvoll“ erwiesen.

„Wir sind auf mehrere Brocken gestoßen“

Die Bauleute hatten schon damit gerechnet, dass die Bohrer immer wieder auf Hindernisse stoßen werden. Geologen hatten eine Mergelschicht entdeckt – ein Gestein, das Kalk und Ton enthält. Auf Mergel liegen oft Findlinge, die Bohrern gefährlich werden. Gibt es zu viele davon, dauert es länger, hieß es im März bei der Baufirma Implenia.

„Wir sind auf mehrere Brocken gestoßen“, bestätigte die Projektsprecherin. Wenn nach 60 Metern plötzlich ein Findling im Weg liegt, müsse erst einmal entschieden werden, wie man reagiert – durchbohren oder Umweg nehmen. Das kostet Zeit. Um trotzdem voranzukommen, wird rund die Uhr gearbeitet.

Zeitplan hat keine Reserven mehr

Eine „Eiszeit an der Museumsinsel“ war im Mai 2016 angekündigt worden. Doch sie hat noch nicht begonnen. Gemessen an dem Plan, der damals verkündet wurde, liegt das Vereisungsprojekt zurück. Damals hieß es, dass die Vereisung im zweiten Quartal 2017 beginnt und der U-Bahnhof ab Herbst 2017 entsteht.

Verzögert sich die Fertigstellung der Strecke? „Es ist schwierig, dazu Auskunft zu geben. Das können wir im Moment noch nicht sagen“, sagt Niehoff. Sie verweist auf frühere Projektabschnitte: Mehrmals konnten Rückstände ausgeglichen werden, indem Arbeiten anders getaktet wurden. Das Gefrieren des Bodens soll Ende 2017 starten, hieß es.

Der bisher angepeilte Termin für die U-Bahn-Eröffnung Ende 2020 rückt immer näher. Projektbeteiligte sprechen sich dafür aus, Reserven in den Zeitplan einzubauen – und die Eröffnung um drei bis sechs Monate zu verschieben. Doch die Projektgesellschaft entgegnet: „Der Termin Ende 2020 steht.“ Für eine Verschiebung gebe es keine Notwendigkeit. Niehoff bekräftigt aber auch: „Unser Zeitplan ist sehr straff. Wir haben keine Reserven mehr.“ Das Projekt U5 bleibt spannend.

– Quelle: https://www.berliner-zeitung.de/28783578 ©2017

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