Daumen hoch für grünes Berlin
Berlin wächst. Überall im Stadtgebiet entstehen neue Wohnungen. Doch damit verschwinden auch viele Freiräume und Grünflächen. Dabei hat gerade Berlin den Ruf, eine der grünsten Metropolen in Europa zu sein. Um dieser Tradition auch weiterhin gerecht zu werden, Berlin zu einer attraktiven und lebenswerten Stadt zu entwickeln und das Verständnis für die Herkunft und den Anbau von Nahrungsmitteln zu fördern – dafür strecken viele Berliner ihren grünen Daumen nach oben. Urbanes Gardening heißt das Zauberwort.
Vattenfall Gemeinschaftsgarten Köpenicker Straße.
Ziel ist, dass es in der Hauptstadt auf jedem Balkon und jeder Fensterbank grünt und blüht, öffentliche Plätze und Ecken zu Blumen- und Gemüsebeeten umgestaltet werden. Inzwischen findet man an vielen Orten in der Stadt sogenannte Bürger- und Nachbarschaftsgärten. Hobbygärtner schließen sich zusammen, Unternehmen engagieren sich, Vereine rufen grüne Projekte ins Leben.
Einer der bekanntesten Gemeinschaftsgärten ist das Allmende-Kontor auf dem Tempelhofer Feld. Bereits 2011 entstanden dort auf 5.000 Quadratmeter die ersten 10 Hochbeete. Heute sind es rund 300 Beete, die von hunderten Hobbygärtnern in Eigeninitiative mit Liebe und Leidenschaft gehegt und gepflegt werden. Auch in den Prinzessinnengärten am Moritzplatz in Kreuzberg werden rund 500 verschiedene Gemüse- und Kräutersorten gemeinschaftlich angebaut. Und die Liste lässt sich fortschreiben und führt unter anderem zum Interkulturellen Gemeinschaftsgarten im Mauerpark, zum „Himmelbeet“ in den Wedding oder zur „Prachttomate“ in Neukölln.
Doch auch Unternehmen haben sich das urbane Gardening auf die Fahnen geschrieben. So hat Vattenfall zwei Gemeinschaftsgärten in Berlin Mitte eröffnet. „Diese Stadtgärten sind Teil unseres Engagements ‘Pflanz was!‘, das nach und nach auf weitere Berliner Bezirke ausgeweitet werden soll“, sagt Ina Vögele von der Vattenfall-Kommunikation.
Urban Gardening: Die Stadtgärten sind grüne Oasen für alle.
Der Name ist Programm: „Pflanz was!“ will Möglichkeiten für die Berlinerinnen und Berliner schaffen, Stadtgrün aktiv und gemeinschaftlich zu gestalten. Darüber hinaus werden im Garten Workshops zu verschiedenen Themen durchgeführt. Eltern lernen gemeinsam mit ihren Kindern alles über ein Insektenhotel, um es später im Garten selbst zu bauen und mit nach Hause nehmen zu können Zwei versierte Gartenprofis erklären unter anderem, wie man aus einfachen Europaletten gemütliche Lounge-Paletten zum Chillen bauen kann oder ein Gewächshaus baut. „Alle Videos stellen wir auf der Plattform YouTube bereit und natürlich haben unsere beiden Gärtner Marc und Thomas auch einen eigenen Facebook-Kanal“, so Ina Vögele. Die Vattenfall Gemeinschaftsgärten in der Köpenicker Straße 60 und der Neuen Grünstraße 13/4 sind während der Öffnungszeiten für jeden zugänglich ist. Der Besuch der Gärten und das Gärtnern sind kostenfrei. „Jeder kann mitmachen – mit und ohne grünen Daumen. Hier gibt es keine personengebundenen Beete und keine Verpflichtungen: Jeder darf überall Gärtnern, wo es gerade notwendig ist und so häufig kommen, wie er möchte. Alles, was in dem Garten gepflanzt wird, steht der Gemeinschaft zur Verfügung. Am Ende der Gartensaison wird gemeinsam geerntet.“, so Ina Vögele.
Die Arbeitsgemeinschaft „Grüne Mitte“ der Stiftung Zukunft Berlin hat mit drei Modellprojekten ein Weiterdenken in der urbanen Pflanzenverwendung anstoßen und dabei die Prachtstraße „Unter den Linden“, das Marx-Engels-Forum mit dem Humboldt-Forum und den Spreekanal mit der Fischerinsel im Blick. Die Idee ist, die Mitte Berlins zu einem Leitraum für modernes Stadtgrün zu entwickeln. Im Mittelpunkt steht unter anderem die gezielte Verwertung des Regenwassers von Dächern und Belagsflächen zur Bewässerung grüner Areale und zur Kühlung der Stadt durch Verdunstung. Der Grünraum des Marx-Engels-Forums soll mit seinen Statuen die globalen Bezüge des Humboldt-Forums aufnehmen und durch entsprechende Bepflanzung selbst zum „Weltgarten“ werden – und damit zum zentralen Teil des Lehrgartens. In der Nachbarschaft gelegen zum Rathaus, zur Marienkirche, zum Fernsehturm mit seinen Wasserkaskaden und Rosenbeeten sowie zum Nikolaiviertel, würde dieser internationale Stadtgarten zugleich die jeweiligen Architekturen der unterschiedlichen Epochen verknüpfen. Von hier, der Stadtmitte aus, könnte er als Zentrum der Berliner Parklandschaft wirken.
Der 1,9 Kilometer lange Spreekanal zwischen Bodemuseum und Fischerinsel soll durch das Projekt Flussbad Berlin zu einem grün-blauen Verbindungsraum und zu neuer Bedeutung entwickelt werden. Die hier gelegenen Grünräume würden programmatisch gestärkt, besser miteinander verzahnt und das Wasser als die verbindende Lebensader in den Mittelpunkt gerückt werden, so die AG „Grüne Mitte“. Dazu gehören neben der Spree insbesondere der Uferbereich am Humboldt-Forum, der Garten des ehemaligen Staatsratsgebäudes und heutigen Wirtschaftshochschule sowie die Freiflächen der südlich gelegenen Fischerinsel. Alle drei Projekte mit ihren verschiedenen Schwerpunkten stehen exemplarisch für zeitgemäße Strategien und Handlungsoptionen einer grünen Freiraumplanung. Sie verbinden Funktionalität und Kultur mit Flora und Fauna. Sie verknüpfen Geschichte und Gegenwart, bieten Begegnungsräume für alle Altersgruppen und Milieus und sprechen mit ihren Gestaltungsmöglichkeiten direkt das Herz der Berlinerinnen und Berliner als auch der Gäste von überall her an.
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